Wie erkennt man, ob eine Frau Geschlechtsverkehr gehabt hat? Herr Doktor, ich bin mir sicher. Ziemlich sicher. Wenn sie nach hause kommt, ist sie wie immer. Anscheinend. Bis auf diese kleinen Veränderungen in der letzten Zeit. Ich habe das beobachtet. Oh ja.

Oft wirft meine Frau mir vor, ich würde sie nicht beachten. Aber das stimmt nicht. Gut, ich gebe zu, nach 19 Jahren Ehe kann es passieren, dass man das Interesse verliert. Dass man das Parfüm, das man ihr seit 19 Jahren jedes Jahr zum Geburtstag schenkt, nicht mehr wahrnimmt, weil es so vertraut geworden ist. Doch seit ein paar Wochen rieche ich es wieder. Sie nimmt so viel davon, dass es wieder in mein Bewusstsein gedrungen ist. Sie hat etwas zu verbergen.

Sie sagen jetzt vielleicht, das sei kein Beweis? Dann hören sie zu. In ihrer Stofftragetasche fand ich neulich einen Beutel. Und in dem Beutel, der von einem kleinen Gummi umwickelt und außerdem sorgfältig mit Tesafilm zugeklebt war, steckte ein Umschlag. Darauf stand etwas geschrieben. Mit einer fremden Handschrift. Einer männlichen Handschrift. "Für meine geile Maus". – "Geile Maus"! Vorsichtig habe ich ihn geöffnet. Sie wissen ja, ich war bei der Post, mit dem sauberen Öffnen von Umschlägen kenne ich mich aus. Hinterher habe ich ihn wieder zugeklebt, dass man nichts bemerkt. Aber sie wollen sicher wissen, was in dem Umschlag war? Ich sage es Ihnen. Es waren Pimmelbilder! Eine ganze Serie! Und zwar von ein und dem selben Mann. Man erkannte das an einem ziemlich markanten Pickel. Jetzt frage ich Sie: Ist das nicht Beweis genug?

Ich sage Ihnen was. Wenn man sich schon betrügen muss, soll man geschickt betrügen. Nicht so anfängerhaft, dass man es sofort merkt. Da muss sie sich schon etwas mehr anstrengen. Ich war auch nicht immer treu all die Jahre. Aber ich bin mir sicher, sie weiß nichts davon. Britta zum Beispiel, sie hatte große Nippel. Eine zeitlang war ich ihr Arschwärmer. Meine Alibis waren wasserdicht. Man muss mit dem Parfüm aufpassen. Sich genug Zeit nehmen, so dass man noch duschen kann. Sich nur Freundinnen nehmen, die die gleiche Haarfarbe haben wie die eigene Frau. Bloß nicht anfangen, rumzuspinnen. Plötzlich Blumen kaufen oder wie frisch verliebt pfeifen, wenn man sich rasiert. Ihnen brauch ich ja nichts zu erzählen, Herr Doktor. Wir verstehen uns.

Ob ich sie noch liebe? Natürlich nicht. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Die Aufgaben der Frauen sind klar verteilt. Die einen sind fürs Vergnügen da, die anderen sind Pflicht. Man schenkt ihnen ein angenehmes Leben, Luxus, Gesellschaft, Sicherheit. Dafür brauche ich klare Verhältnisse. Ich kann mich nicht mit Direktor A. treffen, wenn alle wissen: Den betrügt seine Frau. Da mache ich mich lächerlich. Ich brauche eine Frau, die absolut loyal ist. Oder die wenigstens diskret betrügen kann. Aber Pimmelbilder! In ihrer Handtasche! Das geht zu weit!

Herr Doktor, Sie kennen mich schon lange. Ich bin kein Typ, der streiten kann. Jedenfalls nicht diese Art Streit zwischen Mann und Frau. Da kriege ich den Ekel. Ich bin auch nicht für Lovetests. Vielleicht ist es nur eine Bettgeschichte, vielleicht liebt sie ihn. Dass sie mich nicht liebt, weiß ich sicher. Diese Zicke! Alles was ich von Ihnen verlange, ist mir etwas zu geben, das schnell wirkt und keine Spuren hinterlässt. Sie soll nicht leiden. Ich will kein Drama. Das kann ich wirklich nicht gebrauchen. Ich stehe gerade in sehr wichtigen Verhandlungen.

Ich weiß, Herr Doktor, Sie haben auch eine Vorliebe für bizarre Affairen. Wir haben ja schon den ein oder anderen zusammen getrunken. Vielleicht denken Sie, meine Reaktion ist zu hart. Ich bitte Sie, haben Sie kein Mitleid. An meiner Stelle würden Sie genauso handeln. Spätestens in 19 Jahren. Wenn Sie mir geben, was ich brauche, werde ich so manches vergessen. Ich bin nicht nachtragend.

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Nach dem ich den Brief gelesen hatte, musste ich erst einmal etwas trinken. Und dann gleich noch einen. Wie war er dahinter gekommen?

Verdammt. Die Handschrift. Schließlich kannte er sie von meinen Rezepten. Ich war in der Klemme. Und das kurz vor Weihnachten!

Einerseits liebte ich sie. Sie beschimpfte mich in einer Art und Weise, wie es noch keine Frau vorher mit mir gemacht hat. Andererseits war er mein bester Kunde. Und ein Freund der Familie seit Jahren. Und er wusste Dinge von mir, die meinen Ruf als Arzt für immer ruinieren konnten. Er hatte die Pimmelbilder!

Reflexartig schaltete ich den Rechner ein. Wenn es eine Lösung für mein Problem gäbe, dann würde ich es auf runtime error twoday finden. Schon vor einiger Zeit hat es mir sehr geholfen, als meine Noch-Frau ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte.

Und siehe da: Ich fand, was ich suchte.