abt. schöhnheits op in istanbul part 3

teil 9
der arzt hatte so eine arztmütze mit totenköpfen drauf. früher hätt ich das cool gefunden. früher. als ich "scrubs" cool fand. aber zeiten ändern sich.

meine freundin wurde abgeholt und blieb alleine im zimmer. mit den mezzuin rufen, an der wand festgeschraubten tv-gerät der circa 100 programme hatte, die hälfte davon russisch, der rest berichtete über kriegsgebiete im nah oder fernost. der blick aus dem fenster war trüb - wenn mir noch irgendjemand erzählt - in der Türkei ist das nicht so - dass die frauen kopftücher tragen oder sonstwas - glaub ich kein wort. fast alle frauen- auch wenn sie jung sind (sind sowieso nicht so viele auf den strassen) - tragen nikes und traditionelle kopfbedeckung in vielen variationen. find ich aber ok. nur diese gerede hierzulande - "dort ist gar nicht so" - das mag ich nicht mehr hören. auf der strassen auch so 90% männer unterwegs, frauen halt nur mit kindern zum einkaufen. und ich rede nicht von der istanbul-vorzeige meile sondern von einem stadtteil auf der europäischen seite.

ich überlege grade einen zusammenschnitt der eindrücke zusammenzuschneiden, irgendwo hochzuladen und hier zu verlinken. ja das werd ich machen. mit allem drumunddran inkl katzen im krankenhaus. hab ich erwähnt dass ich keine , null, keine hunde dort gesehen habe? nicht mal einen hund! nicht mal einen kleinen tschi-uaua! schon komisch. wieso hunde haram und katzen nicht?

aufjeden fall dauerte die OP ziemlich lange. null infos. auf anfragen - null infos zurück. no english. warum so lange ? ist alles gut gelaufen ? ist sie wach ? lediglich die putzfrau, die ab und zu reinkam, hat versucht - mit dem gesichtsausdruck- mir irgendwas zu übermitteln - wie smileys mit den ausgestrecken armen - wo man die bedeutung nicht so ganz weiss.

teil 10

23.30 Uhr. die tür geht auf, meine freundin wird aufs zimmer gebracht. die leute, die sie bringen reden nur englisch und verlassen gleich das zimmer. keine ahnung wer das war. hatten keine krankenhaus uniform. sie ist wach und sie zittert - sie zittert so, dass ihre zähne sehr laut klappern, das ganze gebiss, ich habe das gefühl ihr kiefer bricht gleich. ihr ist kalt, sie ist eiskalt. ich habe keine ahnung was passiert. an ihren körper sind drainagen angebracht, 6 schläuche die irgendwo im körper drin stecken und blut vermischt mit wundflussigkeit, in plastikbehälter abtransportieren.

sie weint und ihr ist kalt, sie hat schmerzen und ich fühle mich wie in einem film und zwar so einem den ich freiwillig nicht schauen würde. ich war noch nie so überfordert. also - ich habe selber kinder geboren und das war echt kein traum-erlebnis. ich war bei geburt von kinder dabei und das war noch schlimmer. ich war dabei als mein opa gestorben ist und das war zu abwechlung mal schön - seit dem, hab ich selber keine angst vorm sterben - aber das- das war eine ganz andere dimmension.

also. die fakten.
sie war eiskalt. sie klapperte mit zähnen so laut dass man sie safe in deutschland gehört hat, sie hatte höllische schmerzen. was klar war, da man ihr einen grossen bauchlappen weggeschnitten hat. sie weinte.sie wollte meine hand halten und sie nicht loslassen. aus ihrem körper drangen schläuche mit blut. im zimmer war keiner da. sie war an keiner maschine angeschlossen die irgendwas überwacht hat wie blutdruck oder sonstwas. oder puls. oder irgendwas.

ich ging raus und suchte nach irgendeiner person, die den eindruck machte, kompetent zu sein. eine krankenschwester, no english, kam dann mit und brachte einen heizlüfter mit. heizlüfter - also so einen kleinen heizlüfter - an dem sie so ein abluftschlauch befästigt, den sie dann unter die decke gesteckt hat.damit wurde heisse luft unter die decke transportiert, damit ihre temperatur ansteigt.

also bis 6 uhr morgens musste ich mit mehreren personen streiten, damit sie "painkiller" bekommt. welche - wurde nicht kommuniziert. no english. paracetamol? yes yes.

also die fakten - nach der op. die 5 stunden gedauert hat ( narkose) - als schmerzmittel paracetamol verabreicht. kein blutdruckgemessen. keine temperatur gemessen. kein gar nix.

nach der "painkiller" verabreichung - lag meine freundin in einer blutlache. also die drainage-schläuche waren undicht - und beschmutzen das ganze bett. bettel-runde auf der station, brachte aber keinen erfolg. das sei normal.

fakten-check.
zähneklappern-vorbei.
schmerzen- auf der skala von 10 -1 auf 8.
nicht mehr eiskalt.
blutlache im bett.

nach erneuten betteln kam dann wieder eine "schwester" für die schläuche und die blutlache verantwortlich war. oder sich dafür verantworlich fühlte.

während der prozedur, die schläuche und diese ganze scheisse da zu putzen, ist meine freundin ohnmächtig geworden. das erste mal ohnmächtig geworden. sie wurde mit schlägen ins gesicht wieder klar gemacht. weiter gehts. alles normal. als sie das zweite mal ohnmächtig wurde, habe ich grade ihren kopf noch halten können, bevor es gegen den bettrahmen geknallt hätte. diesmal hat sie einen krampfanfall erlitten, die augen rollten so starr nach hinten und ich dachte jetzt ist feierabend, schluss aus vorbei. leute, es gab ein agatha christie roman - tod in istambul, oder verwechsle ich was. aber es war wirklich schlimm. früher hab ich gesagt, wer schön sein will, muss leiden. das sag ich nie nie nie wieder.

sie wurde wieder einmal links, rechts ins gesicht geschlagen, und dann kam sie wieder. sie war wieder wach, die "krankenschwester" nickt mit OK und weg war sie. diese blut-wundflussigkeit-schläuche kaum gewechselt - schon nach paar minuten wieder undicht und bett voll gesaugt.


ich wollte weg. in mein schönes heim. die mezzuin rufe kamen wie gerufen. sie haben mich dran erinnert, dass ich weg muss. aber es hat nicht gut ausgeschaut. gar nicht gut. ich hatte kein gutes gefühl. anders: ich hatte gar kein gefühl- meine rationale gefühle waren deaktviert. ich war auf not-modus.

fakten-check.
ein tag nach der op.
schmerzen. blut aus dem körper dringt raus. kein arzt der sich um irgend was kümmert. niemand kümmert sich. meine freundin k.o.
ich: ein tag ohne duschen. ein neuer plan muss her.
ich und sie : nichts gegessen.
sie: will sterben, so schlecht es ihr geht, also sie war mental deaktiviert.
ich: muss wieder die welt retten.