abt. precise downtown erfahrungen

ich hab ab und zu mit so arschlochsmenschen zu tun.
da fragt mich letztens einer:

- wieso bist du nur so misstrauisch.

ich kuck ihn so an und weiss spontan keine antwort auf so eine frage.
ist das denn nicht normal? frag ich, misstrauisch zu sein.
wenn du zuerst misstrauisch bist, hast du vorteile.
wenn du nicht misstrauisch bist, wirst du verarscht.
es ist im leben besser. vorteile zu haben, als nachteile. diese erklärung erscheint mir sehr logisch. und sehr richtig.

das war meine antwort aber der arschloch sagte nur: "du hast den sinn des lebens nicht verstanden"
ich würde mich normalweise nicht über sowas aufregen, aber ich hasse es wenn menschen, so arschlochtyp-menschen, die alle drumherum verarschen, mir mit solchen aussagen kommen, ausgerechnet mir. wo ich ihn, in dem fall den bestimmten arschloch, von unten nach oben lesen kann, wo ich ihn durschauen kann ohne dass er durchsichtig ist.

später erzählte er in gegenwart von anderen menschen, die wir gemeinsam kennen, er hätte mir die frage gestellt und ich hätte ihm keine antwort gegeben. wieso nur? na, wieso nur? sagte er, mit einem blick in den augen, die mich an jürgen w. möllermann, christoph daum und zuletzt an gerhards schröders blick erinnert hat.

die geschichte ist schon etwas älter, aber ich musste am samstag an den sinn des lebens denken und ich habe mir selbst die frage gestellt, wieso ich eigentlich misstrauisch bin. ich ging davon aus, dass ich die frage für mich nicht zu beantworten brauche, weil es liegt doch alles ganz klar auf der hand: das misstrauen ist der bester freund, der einen davor schutz, dass man sich nicht verirrt in einem dunklen wald. erstmal misstrauisch sein, es kann nur noch besser werden, ein nebenprodukt meiner haupt-lebensstrategie: immer das beste wollen, man kann immer noch runter klettern. sich der höchsten herausforderung stellen, man kann immer noch runter klettern. kompromisse nur dann einegehen, wenns nötig ist. und nicht wo man erst am anfang des weges steht. deshalb geh ich mit meinem misstrauen hand in hand in den schwarzen schwarzen wald, mit den schwarzen schwarzen bäumen, wo eine schwarze schwarze herausforderung steht. auf einem schwarzen schwarzen tisch. in einer schwarzen schwarzen urne.

ich nenne das nicht pessimismus. ich bin immer optimistisch. weil ich davon ausgehe, dass ich jede schwarze urne öffnen kann und falls da schwarz giftwolke heraus sprüht, kann ich sie besiegen. die waffen immer bereit.

am samstag war ich mal einkaufen. ich habe mir schwarze stiefeln gekauft. so welche mit einem absatz, wo ich nach zehn minuten testen, also hin-und-her wippen oder auf dem absatz rumdrehen, bedenklos auch auf einer eventueller und plötzlich nötiger flucht, tragen kann. nach zehn minuten rumwippen, ging ich, die stiefeln unterm arm, an die kasse. da kam eine oma auf mich zu. sie schaut mich so komisch an. so sehr komisch. nicht normal-komisch. sie war leicht gebückt und schaute mich dann von unten nach oben an, wie so eine hexe, die dem schneewitschen einen roten apfel andrehen will. dann kam sie auf mich zu und fasste mich an die hand:

-nehmen sie das bitte sagte sie, während sie mir einen 10% warengutschein in die hand drückte.

ich erstmals ein bißschen geshokt wegen: hä? hö? verwirrte oma
aber die oma schien meine gedanken lesen zu können und sagte:
keine angst ich bin nicht verrückt. nehmen sie den gutschein bitte, ich kann ihn sowieso nicht gebrauchen und es wäre echt schade, wenn er verfält. er ist nur bis heute gültig.

mein erster gedanke war: das ist sicher keine deutsche oma. sorry ihr deutschen, aber ich kenne nur deutsche, die so einen gutschein lieber wegschmeissen, als sie es jemanden schenken. das nennt man sozialneid. wenn ich es nicht haben kann, dann keiner. so denken doch die meisten.

mein zweiter gedanke war, die oma ist wirklich verwirrt.
(mein zwischengedanke war : zeugenjehova. sie hat mir heimlich den wachturm in die handtasche eingeschleusst)
mein dritter gedanke war: ich nehme den gutschein und teile mit oma das ersparte. die oma sah sehr ärmlich aus und vielleicht traut sie sich nicht zu fragen, ob ich ihr was abgeben kann, von dem ersparten.

ich hab 9.90 euro gespart. die oma stand immer noch da. so klein und lieb und sie blinzelte so mit augen und ich musste zugeben, verdammt, sie sieht aber extrem deutsch aus. ich ging auf sie zu und gab wollte ihr einen fünf euro schein in die hand drücken. die oma wies meine hand zurück und sagte: nein, bitte nicht. gehen sie für das geld kaffe trinken
- wieso ich- frag ich sie
- ich habe das gefühl, dass sie die richtige sind.

und dann ging sie weg und verschwand auf einmal in den samstag-nachmittag-menschensmenge. weg war sie. als ob sie nie gegeben hätte. und ich stand da, mit neuen schuhen in der tüte und dachte darüber nach, wieso ich eigentlich immer so misstrauisch bin.

und ob ich den sinn des leben tatsächlich nicht verstanden habe, weil ich dachte immer: was gibt es da zu verstehen.



ps. für mich, nur zu orientierung und um politisch auf dem laufenden zu bleiben, würde ich mal gerne die österreichischen wahlen erklärt bekommen. sind jetzt die tendenziell-guten oder die tendeziell-bösen an der macht?
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